Die Aufzeichnung von "wenn die Eltern alt werden" ist auf YouTube einsehbar 1.03 min.
Am 8. Mai war Muttertag. Wir haben uns beim EWMD Society Lunch Talk dem Thema gewidmet, was passiert, wenn die Mütter und Väter alt werden. Wenn wir uns umhören, ist das ein großes Thema für Frauen und Männer unserer Baby Boomer Generation. Viele von uns sind mit der Sorge und der Organisation von Pflege und Versorgung der alten Eltern befasst. Wir hören so viele Geschichten: oft muss durch eine Erkrankung oder ein Sturz sofortreagiert werden, bei anderen ist es ein längerer Prozess der Veränderung, zum Beispiel des Abschieds vom eigenen Hausund der Entscheidung, in ein Seniorenstift oder ein Betreutes Wohnen zu ziehen. Und oft hören wir: „Nein, meineMutter/mein Vater möchte auf keinen Fall aus den eigenen vier Wänden ausziehen! Keine Chance!“Wir möchten gerne unsere Erfahrungen mit Euch teilen und austauschen.
Brigittes Mutter (91) ist nach 50 Jahren im eigenen Haus in der Nähe des Bodensees 2016 nach Stuttgart gezogen ins Betreute Wohnen, in Brigittes Nähe. Das war keine leichte Entscheidung und ein längerer Diskussions- und Suchprozessvon Mutter und beiden Töchtern. Brigittes Schwester Ursula, Chefredakteurin von Chrismon und Autorin, hat die Erfahrungen dieser Zeit und insbesondere den Abschied vom eigenen Haus und Elternhaus in einem Buchverarbeitet: https://www.buecher.de/shop/buecher/das-haus-meiner-eltern-hat-viele-raeume/ott-ursula/products_products/detail/prod_id/54464771/
Wie von den Töchtern erhofft, hat Frau Ott sich gut in Stuttgart eingelebt und neue Bekanntschaften aufgebaut, nimmt an vielen Aktivitäten in ihrem Stadtbezirk und in der Kirchengemeinde teil. Jüngst ist sie leider gestürzt und hat sich den Knöchel gebrochen – wie geht es also jetzt weiter?
Claudias Mutter (92) hatte Schwindelanfälle und fiel oft hin. Die Geschwister wußten: Alleine geht es nicht weiter. Dannkamen die ersten Versuche mit Betreuung durch Frauen aus Polen und Rumänien - aber das war sehr kritisch, da die Mutter von Claudia eine sehr selbständige Hausfrau war und alle Veränderungen als übergriffig wertete. Es gab viel Streitund Ärger. Dann wurde Jannette (29) gefunden (e-bay), die fortan als angestellte Haushälterin von morgens 9 bis mittags13 h bei Frau Schmitz arbeitete, erst nur geduldet im Garten, dann für Einkäufe und dann durfte sie sogar kochen. Das ging wirklich drei Jahre gut - aber dann kam der Moment, wo die Muter nicht mehr die Treppe zur ersten Etage hochkonnte. Der richtige oder bereits zu späte Moment für ein Altersheim? Ein paar Testwochen mit “Kurzzeitpflege” warenerfolgreich - dann musste der Pflegegrad festgelegt werden und dann kam Corona. Inzwischen sind zwei Jahre vergangen, Frau Schmitz ist seit 1,5 Jahren im Pflegeheim mit zahlreichen Stürzen und Krankenhausaufenthalten. Heute sitzt sie im Rollstuhl, wiegt noch 40 Kg. Sie hat demente Momente die sich mit Klarheit abwechseln. Ihre Lebenslust ist von "allesok" bis hin "ich will sterben”. Sie hatte bereits zweimal Corona und musste jeweils für 10 Tage in Voll-Quarantäne - keinBesuch! Das Familienhaus ist aufgelöst, wird jetzt umgebaut und ist ab Juli vermietet. Wie lange geht es der Mutter im Heim noch gut? Der Bruder geht alle zwei Tage hin- wie lange geht das noch für uns als Geschwister?
Wir möchten Fragen erörtern wie:
- Wann macht es Sinn, Hilfe zu organisieren?
- Welche Alternativen gibt es?
- Sind osteuropäische Pflegekräfte eine sinnvolle Option?
- Was sind Vor- und Nachteile von Altersheimen?
- Was bedeutet es, ein Haus auszuräumen? Nicht nur organisatorisch, auch psychologisch …
- Wie organisiert man sich am besten mit den Geschwistern?
- Wie schafft man es, sich um alles Notwendige zu kümmern und trotzdem noch sein eigenes Leben mit Beruf, Familie, sozialem Engagement … weiterzuleben?
Danke allen für den tollen offenen Austausch.