Umkehr der Scham:
Der Satz "Die Scham muss die Seite wechseln" wurde zur Parole tausender Menschen, Pelicot betonte, dass nicht die Opfer, sondern die Täter sich schämen sollten. Diese mutige Frau, die ihren Gerichtsfall öffentlich machte, drehte die Scham um – nicht nur in Frankreich – sondern in der ganzen Welt. Es hat noch nie einen solchen Fall gegeben, wo die Frau so als Siegerin aus dem Prozess geht.
Der Fall Gisèle Pelicot hat in Frankreich und international große Aufmerksamkeit erregt und eine breite Debatte über sexualisierte Gewalt und den Schutz von Opfern ausgelöst. Über einen Zeitraum von fast zehn Jahren wurde die heutet 72 jährige Gisèle Pelicot von ihrem damaligen Ehemann Dominique Pelicot wiederholt mit Medikamenten betäubt, vergewaltigt und weiteren Männern zur Vergewaltigung angeboten. Jeder dieser Männer hat auf seine Weise zu dieser Monstrosität, diesem Martyrium dieser Frau beigetragen. Zum Zeitpunkt der Taten sollen die Männer zwischen 21 und 68 Jahren alt gewesen sein.
Diese Taten blieben lange unentdeckt und kamen erst 2020 ans Licht, als Dominique Pelicot im September 2020 festgenommen worden, nachdem er Frauen im Supermarkt unter ihren Rock gefilmt hatte. Bei der Durchsuchung seines Computers fanden Polizisten hunderte Fotos und Videos, die den Missbrauch seiner Frau dokumentierten.
Im Dezember 2024 wurde Dominique Pelicot im Vergewaltigungsprozess von Avignon wegen schwerer Vergewaltigung zu 20 Jahren Haft verurteilt, der Höchststrafe für Sexualverbrechen in Frankreich. Er verzichtete auf eine Berufung gegen das Urteil, um seiner Ex-Frau weitere Belastungen zu ersparen. Neben ihm wurden 50 weitere Männer angeklagt und schuldig gesprochen, die Strafen zwischen drei und 15 Jahren erhielten. Einige von ihnen legten Berufung gegen die Urteile ein.
Gisèle Pelicot entschied sich bewusst für eine öffentliche Verhandlung, um die Scham auf die Täter zu lenken und anderen Opfern Mut zu machen. Sie wurde zur Symbolfigur im Kampf gegen sexualisierte Gewalt und betonte, dass nicht die Opfer, sondern die Täter sich schämen sollten. Der Fall führte in Frankreich zu einer intensiven Diskussion über den Schutz von Frauen vor sexualisierter Gewalt und die Notwendigkeit rechtlicher Reformen, einschließlich der Überlegung, die Definition von Vergewaltigung im Strafrecht zu ändern.
Gisèle Pelicots Mut und Entschlossenheit haben viele Menschen inspiriert und das Bewusstsein für die Notwendigkeit gestärkt, Opfer zu unterstützen und Täter zur Rechenschaft zu ziehen.
Quellen:
https://www1.wdr.de/nachrichten/nah-dran-gisele-pelicot-102.html
https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/urteil-im-vergewaltigungsprozess-gisele-pelicot-avignon
Hier gibt es Hilfe für Betroffene von "Gewalt gegen Frauen"
Der Weiße Ring bietet ein Opfertelefon unter der 116 006, per Onlineberatung oder persönlich vor Ort an,
Hilfe und Beratung gibt es außerdem beim Verein Frauen gegen Gewalt und das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" ist jederzeit unter der 116 016 oder per Onlineberatung erreichbar. Alle Beratungsangebote sind vertraulich und kostenfrei.