Neue Studie von ProQuote Medien: Führungsfrauen in den Medien – Wie Care-Arbeit und fehlende Förderung den Weg nach oben erschweren. Die 60-seitige Studie wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finanziell gefördert. 9. Oktober 2024. Studie ansehen
Ein paar ausgewählte Informationen
Der Weg zur Geschlechtergerechtigkeit in deutschen Medien erweist sich als langwierig. Und das, obwohl wir uns in einer Zeit des gesellschaftlichen Wandels befinden. Einiges ist in den vergangenen Jahren erreicht worden: 2015 und 2021 traten zwei Führungspositionen Gesetze in Kraft, die verbindliche Frauenquoten in Vorstands- und Aufsichtsgremien großer Unter- nehmen sowie im öffentlichen Dienst festlegen (Deutscher Bundestag 2015; BMFSFJ 2021). Im Kampf gegen Lohnungerechtigkeit hat die TV-Journalistin Birte Meier nach zähen gerichtlichen Auseinandersetzungen einen Etappensieg für Equal Pay erreicht, indem sie vor dem Bundesarbeitsgericht ein Grundsatzurteil erstritt (Meier 2023; Jung 2023). Und auch die Öffentlichkeit ist — zumindest zu großen Teilen — sensibilisiert: Podiumsdiskussionen oder Konferenzen ohne Frauen sind inzwischen ein No-Go.
Während der Frauenmachtanteil bei den Publikumszeitschriften bereits knapp unter 50Prozent liegt, sind die meisten Nachrichtenagenturen und vor allem die Regionalzeitungen weiter stark männlich geprägt. Interessant auch: Wenn es rein um die obersten Positionen geht — also in der Regel die des Chefredakteurs oder der Chefredakteurin — sind Frauen in allen untersuchten Mediengattungen klar in der Minderheit.
Dazu trägt nicht nur das nach wie vor geringere Einkommen bei, sondern auch die höhere Teilzeitquote. Diese wiederum lässt sich auf einseitige Belastungen durch Care- Arbeit zurückfuhren (Rick & Lauerer 2024, S.10). So gaben Journalistinnen signifikant häufiger an, aufgrund familiärer Verpflichtungen in Teilzeit zu arbeiten (45,5 %), als Journalisten (7,4 %)
Unterscheiden sich Männer und Frauen im Journalismus auch hinsichtlich der Zahl ihrer Kinder? In der Tat zeigen sich hier deutliche Abweichungen zwischen den Geschlechtern.3 So hat fast die Hälfte der Journalistinnen – nämlich 48 Prozent – keine Kinder, wohingegen bei den Männern 36 Prozent kinderlos sind. Bei beiden Geschlechtern ist „Kein Kind“ die häufigste Ausprägung. Auch bei denen, die Eltern sind, gibt es Unterschiede: Mütter haben am häufigsten ein Kind, Väter hingegen zwei. Drei oder mehr Kinder haben fünf Prozent der Journalistinnen. Bei den Journalisten ist dieser Anteil mit rund zwölf Prozent mehr als doppelt so hoch.
Wieso ist das für die Gesellschaft wichtig?
Dass mehr Frauen in journalistisch verantwortliche Positionen kommen, ist kein Selbstzweck oder „nur“ eine Frage der Gerechtigkeit. Auch wenn eine angemessene zahlenmäßige Repräsentation womöglich nicht hinreicht, um den Gender-Bias in einem Berufsfeld auszugleichen (Diehl et al. 2022), kann eine höhere Vielfalt in den Redaktionen die Perspektivenvielfalt in der journalistischen Berichterstattung steigern. Wie Riedl et al. in einer aktuellen Mixed-Methods-Studie für Österreich nachweisen, hat das Geschlecht der Journalist*innen maßgeblichen Einfluss darauf, ob und in welchem Ausmaß Frauen in politischen Nachrichten vorkommen. Männliche Journalisten neigen demnach dazu, Frauen zu unterrepräsentieren (Riedl et al. 2022). Eine angemessene weibliche Beteiligung an der redaktionellen Verantwortung dürfte sich demnach auch positiv auf die wichtige Funktion der Medien für die demokratische Meinungs- und Willensbildung auswirken.
Ein PDF der 60-seitigen Studie steht ab sofort zum Download auf www.pro-quote.de/studien/ zur Verfügung.
Die Stiftung Malisa informiert seit Jahren über die Darstellung von Frauen im bewegten Bild (Film) und wie dies die Gesellschaft beeinflusst (z.B. Frau als Kommissar). Hier gibt es auch weitere Studien
DIE MALISA STIFTUNG
Die MaLisa Stiftung wurde 2016 von Maria und Elisabeth Furtwängler gegründet und engagiert sich für gesellschaftliche Vielfalt, Klima- und Artenschutz. Ziel der Stiftung ist eine freie, gleichberechtigte Gesellschaft, die ihre Ressourcen ökologisch verträglich und sozial gerecht nutzt.
Schwerpunkt der Initiativen der MaLisa Stiftung ist die Darstellung der Geschlechter im Bewegtbild, in der Musik und deren gesellschaftliche Auswirkungen sowie seit 2022 die Förderung von Klima- und Artenschutz. Die Stiftung initiiert Forschung, fördert die Vernetzung und Unterstützung relevanter Akteurinnen und Akteure.